Nicolas Sarkozy sitzt. Nicht auf einem Thron, sondern auf neun Quadratmetern Betonromantik in La Santé. Tisch und Bett festgeschraubt, das Klo ohne Deckel. Französischer Minimalismus, so wie ihn ein schlecht gelaunter Beamter mit Lineal und Restbudget entworfen hat.
Der Mann, der Libyen bombardierte, um sich wie Napoleon zu fühlen, lebt nun mit dem Echo seiner eigenen Wichtigkeit.
„Ich bin unschuldig“, ruft er, während Carla Bruni ihm Chanel-Seife, ein Buch über Märtyrer und vermutlich einen kleinen Spiegel schickt – damit er wenigstens jemandem in die Augen schauen kann. Denn er sitzt allein weggesperrt. Kein Mitbewohner, kein korrupter Bürgermeister aus Marseille, der ihm beim Zähneputzen über Offshore-Konten erzählt. Auch kein anderer Ex-Staatschef, der mit ihm über Völkermord philosophiert, während sie sich um die einzige Zahnpasta streiten.
Dabei gäbe es genug Bewerber für eine WG der Weltverbrecher:
- Benjamin Netanjahu, der versucht sich aus dem Haftbefehl herauszulächeln, während Gaza weiter brennt. Ein Mann, der Menschenrechte für optional hält. Und die Zelle wohl annektieren würde, mit der Begründung, sie sei schon immer israelisch gewesen.
- Donald Trump, dessen Ego drei Zellen bräuchte, plus eine für seine Frisur.
Kaum angekommen würde er sich zum Zellensprecher ernennen, eine Reality Show starten und sich darüber beschweren, dass die Mauern nicht ihm gehören. - Wladimir Putin, der lieber Paläste baut als Zellen bezieht, aber dessen geopolitische Abrissbirne locker für Jahrzehnte Einzelhaft reicht. Er würde die Zelle als souveränes Gebiet ausrufen, die Nachbarzelle besetzen und dann behaupten, das sei nie anders gewesen.
- Recep Tayyip Erdogan, würde die Zelle sofort zur Sicherheitszone erklären. Die Mauern wären heilig, das Fenster zu offen und das Referendum hätte er gewonnen. Mit 98 Prozent Zustimmung. Gezählt von ihm selbst.
Sarkozy sitzt allein. Nicht, weil er der Einzige wäre, sondern weil die anderen noch nicht dran sind. Offenbar sind Kriegsverbrechen komplizierter als Steuerhinterziehung.
Draussen wird weiter gelogen, gebombt und gewählt, als wäre das alles die Lösung, nicht Teil des Problems. Drinnen sitzt ein Mann, der sich für unantastbar hielt.
Jetzt hat er Raum. Für Gedanken, für das Echo seiner Taten, für seine Memoiren mit dem Titel: „Neun Quadratmeter Freiheit – Wie ich lernte, meine Wichtigkeit runterzuspülen.“
La Santé hat noch Platz. Für Egos, die zu gross fürs Leben waren. Für all jene, die Immunität nannten, was längst nach Haftgrund roch.
Für die, welche nie sassen, weil sie standen – auf Bühnen, in Talkshows, bei Siegerehrungen.
Doch irgendwann wird auch für sie gedeckt. Ein Teller aus Blech, ein Löffel aus Plastik. Und neun Quadratmeter Wahrheit, in denen alles Wichtige spürbar wird.
